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Was bedeutet es Lagerraum zu vermieten und etwas Leeres durch Andere füllen zu lassen?

17. Oktober 2011
Martin Gerhardus
Dinge & Lagern

Platz, Platzmangel und die professionelle Schaffung dieses nicht näher zu definierenden Gutes bestimmen seit vielen Jahren meinen Arbeitsalltag. Im Jahre 1999 gründete ich mit zwei Geschäftspartnern das Unternehmen MyPlace-SelfStorage und seit über 12 Jahren stellen wir unseren Kunden in Österreich, Deutschland und der Schweiz „leeren Raum“ zur Verfügung.

Folgende Fragen, die mich in meinem Arbeitsalltag stets beschäftigen, möchte ich versuchen hier zu beantworten, in dem ich meine Beobachtungen aus über einem Jahrzehnt SelfStorage-Dienstleistung heranziehe und aus meiner persönlichen Sichtweise durchleuchte:

Was bedeutet es Lagerraum zu vermieten und etwas Leeres durch Andere füllen zu lassen?

Lagerraum zu vermieten bedeutet in der Regel Jemandem Platz zur Verfügung zu stellen, ohne genau zu wissen, was der Andere damit bezweckt.  Man kann aber meist davon ausgehen, dass etwas in den Raum gestellt wird, das eine Vergangenheit hat und auch eine Zukunft verspricht, denn etwas, womit  abgeschlossen wurde, wird entsorgt und nicht gelagert:

  • Die mit einer  Erbschaft meist verknüpften Erinnerung an eine persönliche Vergangenheit kann eingelagerten Gegenständen über den materiellen Wert hinaus noch einen sehr hohen emotionellen Wert verleihen.  
  • Dinge, wie Kinderwägen/Babysachen,  mit denen Zukunftspläne verbunden werden  ein Versprechen, das noch nicht eingelöst ist – werden sehr oft aufgehoben und eingelagert.
  • Auch die Wohnungseinrichtung, die für das neue Haus, das soeben gebaut oder renoviert wird,  eingelagert wird, bedeutet Zukunft, vielleicht  eine gemeinsame Zukunft mit jemandem.
  • Das Ausräumen und zwischenzeitliche Einlagern der persönlichen Dinge aus einem gemeinsamen Haushalt kann Vergangenheitsbewältigung darstellen – das Eingeständnis eines Versagens und vielleicht auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
  • Daneben gibt es aber auch einfach die effiziente, emotionslose Lösung eines Platzproblems, das schmerzlos und schnell erledigt werden muss.

Dies sind nur ein paar Beispiele dafür, dass wir etwas „Leeres“ zur Verfügung stellen, das mit sehr hohem emotionalem Wert gefüllt wird. Dieses Gefühl des angereicherten Lebens wird, wenn man durch unsere Gebäude geht, nicht empfunden. Die Gänge sind leer und klinisch; die Gebäude sind effizient errichtet und betrieben. Aber wenn wir mit unseren Kunden beim Ein- oder  Ausziehen in oder aus den Lagerabteilen oder bei einem Besuch ihres Lagerabteils  sprechen, kommen die vielen Geschichten, die diese Menschen bewegen, zur Tage und beleben die Güter, die sie einlagern und die Räume, die sie dafür nützen. Durch ihre Tätigkeit bekommen unsere Mitarbeiter Einblicke in Lebensgeschichten wie kaum jemand anderer.

Demnach bedeutet für mich Raum zu vermieten, eine Zwischenstation für Dinge und Sachen zu ermöglichen, die für die Zukunft etwas versprechen  oder auch die Vergangenheit bewältigen helfen. Der vermietete Raum ist zu Beginn zwar leer und die Dinge per se emotionslos, aber durch die damit verbundenen vielfältigen Biographien ihrer Besitzer bekommen Räume und Dinge einen hohen Wert und ein Eigenleben.

Martin Gerhardus

Porträtfoto Martin Gerhardus

Martin Gerhardus gründete 1999 mit zwei Geschäftspartnern das Unternehmen MyPlace-SelfStorage, dem größten Lagerraumanbieter im deutschsprachigen Raum und schloss mit der unkomplizierten Vermietung von individuellen Lagerabteilen in flexiblen Größen eine Marktlücke.

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